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Im Fokus: Stefan Schaufelberger - The Face of Beer

Wer ein Bier trinkt, kennt in der Regel dessen Brauer nicht. Der Fotograf Stefan Schaufelberger will das im Rahmen eines Kunstprojekts auf eine besondere Weise ändern.

Stefan, du hast im Frühling 2016 das Projekt Face of Beer lanciert. Worum geht es bei diesem Projekt?

In erster Linie geht es um Portraits der kreativsten Brauer Europas. Ich möchte das Herzblut visualisieren, welches in der Produktion von Bier steckt. Dazu habe ich ein Verfahren entwickelt, das es erlaubt, fotografischen Film in Bier zu entwickeln. Dies verleiht den Portraits eine zusätzliche Dimension. Nicht nur die Brauer sind abgebildet, sondern auch ihr Bier - und das ohne die Verpackung des Biers zu zeigen.

Es geht mir aber nicht nur um die Portraits. Mit meinen Bildern möchte ich einen Zugang zu Craft Bier schaffen, der über die Visualisierung von Vielfalt Lust auf mehr machen soll. Durch die Verwendung von Bier als Foto-Entwickler entstehen einzigartige Bilder, die einen vertieften Einblick in die aktuelle Craft Bier-Welt Europas erlauben.

Wie ist die Auswahl der Brauer zustande gekommen?

Listen. Listen, Listen und noch mehr Listen :-) Und ein bisschen Glück. Zum einen habe ich eine Liste mit grossen Namen wie Cantillion, Mikkeller, Cloudwater etc. Die andere Liste ist länderspezifisch. Dabei beginne ich in der Regel in jedem Land von vorne. Als erstes schaue ich auf die Ratings der grossen Bierbewertungsportale. Dort sind oft Überschneidungen zu finden, die als Grundlage für meine Liste dienen. Danach suche ich nach länderspezifischen Ressourcen. Foren, Blogs und Zeitungen sind beispielsweise eine grosse Hilfe. Die Webseite einer Brauerei spielt ebenfalls eine Rolle. In der Regel bin ich zu diesem Zeitpunkt bei etwa 20 Brauereien (pro Land). Das ist auch der Zeitpunkt, um nach Hilfe zu fragen. Hier bin ich froh, gute Leute zu kennen, welche mit Wissen aushelfen. Das sind beispielsweise Biergeeks, Laden- oder Barbesitzer, Brauer oder Hopfenhändler.

Meistens ist dann diese Liste immer noch zu lange, allerdings kürzt sich diese meistens von selbst, da Termine gefunden werden müssen oder logistische Probleme und Sprachbarrieren einem Treffen im Wege stehen.

Sieht man den Fotos an, mit welchem Bier sie entwickelt wurden?

Ja und nein. Hier spielt die Vielfalt eine grosse Rolle. Jeder Geschmack im Bier trägt dazu bei, wie das Bild wird. Da die verwendeten Biere kaum als Eindimensional bezeichnet werden können, ist es schwierig, eine definitive Aussage dazu zu machen.

Was ich mit Bestimmtheit sagen kann, ist, dass sich jedes Bier unterschiedlich verhält. Jedes Bild wird unter den gleichen Bedingungen erstellt, was eine Vergleichbarkeit erlaubt. So tendieren Bilder, die mit hopfenintensiven Bieren wie IPA entwickelt werden, zu einem Grünton. Bilder aus Stouts werden eher dunkel. Da wir aber von Craft Bier sprechen und kein Brauer das gleiche Rezept verwendet wie sein Kollege, ist die Vielfalt an unterschiedlichen Resultaten faszinierend.

Was waren die Highlights während deiner Arbeit? Welche Begegnung oder Location ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Bezogen auf die Brauer, sind mir alle Begegnungen wichtig. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich extrem dankbar, dass die Menschen, auf die ich treffe, mich in ihr Leben lassen. Ich versuche jeden Brauer in seiner Brauerei zu fotografieren, was sich meiner Meinung nach auf die Bilder auswirkt.

Das Reisen an sich war ein Erlebnis: Ich habe in den schlechtesten Hotels übernachtet, mit Kakerlaken ein Bett geteilt, in den besten Restaurants und Bars gegessen und getrunken, einige interessante Ecken gesehen und viele liebe Menschen getroffen. Ich würde es wieder machen. 

Wie geht’s weiter? Wird es weitere Portraits geben oder gibt es ein Nachfolgeprojekt?

Die Erstellung der Bilder neigt sich dem Ende zu, nicht aber das Projekt – das beginnt nun erst richtig. Ich habe letztes Jahr einige Bilder ausgestellt, um zu zeigen, dass es existiert und immer noch am Leben ist. Ich arbeite jetzt seit zwei Jahren daran. Letzten Monat habe ich die letzten Brauereien besucht, und bin nun mit Hochdruck daran, alles fertigzustellen. Ziel ist es, ein Buch daraus zu machen und an so vielen Orten wie möglich auszustellen.

Ende Mai startet voraussichtlich meine Crowdfunding-Kampagne, um das Buch finanzieren und produzieren zu können. Nebenbei arbeite ich mit Hochdruck daran, die Bilder einem so breiten Publikum wie möglich zu zeigen.

 

Weitere Infos:

Stefan Schaufelberger ist Fotograf und Bier Nerd, geht gerne Fliegenfischen und fährt Mofa.

 

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