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Ich braue dann mal Bier - Gärung, Abfüllung, Nachgärung

Die Würze ist bereit und es liegt schon ein wunderbarer Duft von Malz und Hopfen in der Luft. Nun wird es Zeit, dass sich die Hefe an die Arbeit macht.

Damit aus der sogenannten Anstellwürze Bier werden kann, muss der in der Würze gelöste Zucker in Alkohol (Ethanol) umgewandelt werden. Das ist Aufgabe der Hefe, die bei diesem Prozess netterweise auch gleich noch Kohlensäure produziert. Hefe kann entweder in Trockenform oder als Flüssighefe gekauft werden. Dabei unterscheidet man zusätzlich zwischen unter- und obergäriger Hefe, je nach Temperaturbereich, innerhalb derer die Hefe ihre „Arbeit“ vollbringt. Untergärige Hefe ist zwischen rund 8 und 14 Grad aktiv, obergärige zwischen rund 18 und 24 Grad.

Die Hauptgärung

Damit man überhaupt weiss, wie der Gärprozess voranschreitet und wann er abgeschlossen ist, wird vor und nach der Zugabe der Hefe mittels Bierspindel die Stammwürze gemessen – also der Anteil der aus Malz und Hopfen gelösten Stoffe (Malzzucker, Eiweiss, Vitamine und Aromastoffe). Sobald sich der gemessene Wert nicht mehr verändert, ist die Hauptgärung abgeschlossen und die Würze zu Alkohol und Kohlensäure vergoren.

Dieser erste Gärschritt dauert etwa eine bis zwei Wochen, je nachdem, wie gut die Gärung an- und abläuft. Danach kann das Jungbier zur Nachgärung in die Flasche.

Die Nachgärung

Das Problem beim Vergärungsprozess ist, das die von der Hefe gebildete Kohlensäure bei der Hauptgärung unkontrolliert entweicht. Grund hierfür ist, dass im Hobbybrauerbereich nicht unter Druck vergärt wird. Daher muss in der Nachgärung noch einmal Kohlensäure produziert und in der verschlossenen Flasche im Bier gebunden werden. Dies erreicht man, indem man den Gärprozess zum Zeitpunkt des Abfüllens in die Flasche noch einmal anstösst. Man gibt also der Hefe frische Nahrung in Form von Zucker, damit noch einmal CO2 produziert wird. Entweder fügt man dazu jeder Flasche noch etwas Zucker hinzu oder man gibt unvergärte Würze zu, die man nach dem Hopfenkochen und vor der Hauptgärung entnommen hat (die sogenannte „Speise“).

Ich habe mich für die Speisezugabe entschieden, da ich keine Lust habe, jeder Flasche noch einmal Zucker zuzufügen.

Bügelflasche oder Kronkorken?

Der Druckprüfer zeigt den Druckaufbau während der Nachgärung (Flaschengärung).Durch die zugefügte Menge an Zucker oder Speise kann festgelegt werden, wie viel Kohlensäure später im Bier sein wird. Daher ist es wichtig, diese Menge möglichst genau zu berechnen. Mit zu wenig Zucker wird das Bier schal und mit zu viel läuft man Gefahr, dass die Flasche dem Druck nicht Stand hält und explodiert. Daher empfiehlt sich gerade Brauanfängern der Gebrauch von Bügelflaschen und eines Druckprüfers. Zum einen kann dadurch die Druckentwicklung verfolgt werden, zum anderen kann notfalls übermässiger Druck durch kurzes Entlüften gemindert werden. Einfach kurz den Bügelverschluss öffnen.

Sobald man etwas sicherer ist, kann man immer noch auf Kronkorken umsteigen; hier ist ein allfälliges Entlüften immer noch möglich, aber natürlich etwas aufwendiger.

Hier noch einmal der Prozess ab Kochende im Überblick:

  1. Nach dem Hopfenkochen: Speiseentnahme und Messung der Stammwürze
  2. Abkühlen mittels Kühlspirale, um auf „Hefetemperatur“ zu kommen (sonst stirbt diese ab)
  3. Abfüllen der Anstellwürze ins Gärfass bzw. in den Gärtank
  4. Zugabe der Hefe
  5. Warten - ca. eine Woche, Hauptgärung mittels regelmässiger Messungen beobachten
  6. Sobald sich nichts mehr tut: Zugabe der Speise
  7. Abfüllen in Flaschen
  8. Warten – ca. 1-2 Wochen, bis die Nachgärung abgeschlossen ist
  9. Bierflaschen in den Kühlschrank, damit die Kohlensäure im Bier gebunden wird
  10. Warten – mind. 2-3 Wochen
  11. Bier probieren :-)

Die einfachste und eine günstige Lösung, um das Bier in die Flasche zu bekommen, ist übrigens eine Abfüllpistole.

 

Fazit

Der ganze Gärprozess inkl. Flaschenabfüllung braucht ein hohes Mass an Hygiene, damit die ganze Brauarbeit nicht durch irgendeine Infektion noch zunichte gemacht wird. Wenn man alles richtig gemacht hat, nimmt die Hefe ihre Arbeit auf und die Würze blubbert langsam vor sich hin - einfach ein schönes Bild. Jetzt ist etwas Geduld angesagt, um das Bier richtig ausreifen zu lassen. Ich bin gespannt, ob und wie mir das fertige Bier schmecken wird. 

 

Das meint der Experte, Dominik De Gregorio von Sevibräu:

  • Besonders jetzt ist absolute Hygiene wichtig  (vgl. Beitrag Zubehör).

  • Grundsätzlich empfehlen wir an unseren Anfängerkursen, das Bier bis zu zwei Wochen vergären zu lassen und erst dann mit 3 Gramm Kristallzucker pro 0.5 Liter Flasche abzufüllen. So wird fast jedes Bier perfekt :-) Voraussetzung ist natürlich, dass die 3 Gramm auch genau eingehalten werden und das Bier auch wirklich restlos vergoren war.

 

Weitere Informationen:

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